Die ursprüngliche Nutzung des Kaffeehauses neu entdeckt

Das Erlebniscafé „Andrerseits“ schafft die Atmosphäre, die das kommunale Miteinander belebt – Eröffnung im Herbst

Paris. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts eröffneten die ersten "Café concerts" in Paris. Nicht nur der klassische Kaffee-Genuss stand im Vordergrund, sondern auch Kleinkunst, Akrobatik und Mimik. Hauptsächlich aber waren sie Begegungs- und Gesprächsräume für Themen wie Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Sehr bedeutend auch für die Entwicklung der Zeitung und der Printmedien.

Besonderer Verdienst der Kaffeehäuser war, dass sie Wissen populär machten und Gastlichkeit mit Information verbanden. Es war ein neutraler öffentlicher Ort, der als Treffpunkt für alle Schichten der Gesellschaft fungieren konnte. Lesegesellschaften und Spiele, insbesondere Schach, waren fester Bestandteil eines Kaffeehauses. Sogar die ersten Postfächer konnte man sich in seinem Stammcafé einrichten. Der Ursprung des heutigen Postwesens.

Dingolfing. Mit seinem Konzept will das Erlebniscafé „Andrerseits“, das im Herbst seine Pforten öffnet, die urspüngliche Bestimmung des Kaffeehauses wieder aufleben lassen.
Dingolfing ist mittlerweile international geworden. Viele Kulturen leben hier. Doch es fehlt an Möglichkeiten der Begegnung. Der Verein „Andrerseits“ will diese Lücke schließen. Mit seinem Erlebniscafé „Andrerseits“ schafft er ein Zentrum für gemeinsame Aktivitäten.
„Café Andrerseits“, das wird kein Treffpunkt im klassischen Sinne zum Genuss von Kaffee und Kuchen. Vielmehr ist es, auch im übertragenen Sinne, ein Raum für Projekte, Informatives, Spiele, Musik, Tanz, Literarisches, Kochen - kurz ein Raum für kulturelle und interkulturelle Begegnungen. Ausgerichtet und entwickelt mit und für die hier lebende Gesellschaft.

Wie soll das Zusammenleben der Zukunft in einer Kommune aussehen? Wie wollen wir miteinander leben und miteinander umgehen? Um diese Fragen dreht sich das Konzept von „Café Andrerseits“. Im Miteinander will man Antworten finden. Es wird ein spannender Prozess für Einheimische und Zugezogene im Landkreis. „Wir wünschen uns eine Gesellschaft, in der wir uns alle ebenbürtig begegnen, der wir uns zugehörig fühlen und entfalten können“, sagt Vorstandsmitglied Christa Mennerich.

Durch eigene Veranstaltungen und Projekte mit anderen Vereinen und Initiativen will man dieses Ziel erreichen. Dafür soll auch das vorhandene Potenzial ansässiger Vereine, Initiativen und privaten Ideengebern genutzt werden. Vereine, aber auch Gruppen oder Einzelpersonen sind zum Mitmachen eingeladen und sollen sich gerne melden. Dies ist auch möglich über ein Formular HIER möglich.

Der Verein „Andrerseits“ ist neutral in seiner Weltanschauung und versteht sich als Brückenbauer zwischen den hier beheimateten Kulturen, Weltsichten und Religionen. „Wir vermitteln Werte, die sich sowohl in unserem Grundgesetz als auch in der UN-Menschenrechtscharta wiederfinden“, unterstreicht Gründungsmitglied Ursula Dörner.
Ein Jahresplan für die Aktivitäten im Erlebniscafé wird derzeit entwickelt. Fest steht bereits, dass am 9. November die Lesung mit Andreas Altmann „In Mexiko - Reise durch ein hitziges Land“ stattfindet. Altmann erzählt über seine Reise quer durch die mexikanischen Bundesstaaten und berichtet von besonderen Orten und Menschen.

Noch wird in dem Gebäude am Pfarrplatz 3 eifrig gewerkelt. Die Stadt hat das Haus erworben und ist nun am generalsanieren. Das Gebäude wurde entkernt, Treppenhaus und Heizung werden erneuert.
In diesem Haus werden "Andrerseits", die Freiwilligenagentur und der soziale Dienstleister "kompass" ihren Platz finden und sich gegenseitig unterstützen und ergänzen. Aufgrund der Vorbereitungen für das Erlebniscafé pausiert in diesem Jahr das Festival der Kulturen.

Noch werden Sponsoren für das Erlebniscafé gesucht. Um die Einrichtung und die zahlreichen Projekte finanzieren zu können, werden Geld- und Sachspenden gern entgegengenommen. Auch kann man gerne eine Fördermitgliedschaft eingehen, der Jahresbeitrag beträgt ab 24 Euro aufwärts. Eine Spende in Höhe von 300 Euro kam von der Firma Wälischmiller. Der Betrag stammt aus der cold-water-challenge auf dem Firmengelände.